Als ich irgendwann im Jahre 1992 an einem Modellbahngeschäft vorbeischlenderte, entdeckte ich zufällig einige TT-Fahrzeuge im Schaufenster. Ich war sehr erstaunt, denn für mich war die Baugröße TT hier in der "ex-BRD" zu Beginn der 70er Jahre mit dem Niedergang der Firma ROKAL ausgestorben. Dies hatte damals auch dazu geführt, dass unsere ROKAL-Bahn, die wir als Kinder immer gerne an Weihnachten aufgebaut hatten, in Kisten verpackt in einen Dornröschenschlaf auf dem Dachboden verfiel.
In dem Modellbahngeschäft erfuhr ich dann, dass die Baugröße TT in der ehemaligen DDR einigermaßen verbreitet war und es seit der Wiedervereinigung auch in den alten Bundesländern wieder TT-Fahrzeuge, Gleise und Gebäudemodelle zu kaufen gab.
Dies war für mich der Anlass, kurzerhand die Kiste mit den Modellbahnartikeln herauszusuchen und mit dem Aufbau einer Anlage zu beginnen. Platz war in der damaligen Wohnung genug vorhanden, zunächst in einem als Kinderzimmer vorgesehenen Raum.
Kurze Zeit später kündigte sich in der Familie dann Nachwuchs an (was zeigt, dass der Modellbahner auch noch Zeit für andere Hobbies hat) und der Raum wurde für seinen eigentlichen Zweck benötigt. Die halbfertigen Anlage musste daraufhin in einen Kellerraum umziehen und wurde nach ca. 2 Jahren Bauzeit fertiggestellt.
Thema der ca. 1,90 x 1,10 große Rechteckanlage war ein kleiner Mittelgebirgsbahnhof irgendwo im Bereich der Deutschen Bundesbahn in den 50er/60er Jahren.
Noch im gleichen Jahr ging es dann weiter, die Anlage sollte um ein neues Teilstück mit den Maßen 1,70 x 1,10 Meter erweitert werden. Als Schwerpunkt war ein Bahnbetriebswerk der DB für Dampf- und Diesellokomotiven geplant, außerdem natürlich wieder viel Natur und Landschaft drumherum.
Nachdem nun der Unterbau mit Gleistrassen und Verkabelung recht schnell fertiggestellt war, und die ersten Züge schon ihre Proberunden drehen konnten, standen jedoch einige Veränderungen an, die den Weiterbau der Anlage nachhaltig verzögern sollten:
Da war zunächst der Bau unseres Einfamilienhauses, der die modellbahnerischen Aktivitäten erstmal auf Null reduzierte.
Im neuen Haus war aber selbstverständlich ein Modellbahnzimmer von ca. 4,50 x 3,80 m eingeplant. (Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass das Eisenbahnzimmer bei den Planungen im Mittelpunkt stand und, der Rest des Hauses anschließend drumherum arrangiert wurde...)
Die Modellbahnanlage hatte dann auch die Ehre als erstes Möbelstück ins neue Domizil umzuziehen, denn das gute Stück war nicht weiter zerlegbar und passte nicht durch das Treppenhaus in den Keller. So wurde sie durch die Fensteröffnungen (bevor die Fenster selbst eingebaut werden konnten !) in den Modellbahnkeller verfrachtet und dort hochkant an die Wand gehängt, denn elementare Dinge wie z.B. Estrich und Bodenbeläge mussten erst noch fertiggestellt werden.
Ca. zwei Jahr nach dem Umzug ins neue Heim hatten sich die zwei für den Modellbau so wichtigen, durch den Hausbau jedoch stark beanspruchten Ressourcen "Zeit" und "Geld" wieder soweit erholt, dass der Weiterbau der Modellbahnanlage dann endlich wieder in Angriff genommen werden konnte (die dritte Ressource "Platz" war ja jetzt zum Glück ausreichend vorhanden).
Das ganze wurde leider durch einen Wohnungsbrand verhindert, bei dem unser Wohnzimmer komplett ausbrannte und fast alle Räume und ein Großteil des Hausrats Totalschaden durch giftigen Qualm erlitten. Da das Haus unbewohnbar war, war also wieder ein Umzug für 4 Monate und jede Menge Renovieren angesagt. Glück im Unglück: Der Keller inklusive Modellbahnanlage blieb bis auf einen minimalen Löschwasserschaden verschont. Nach dieser Zwangspause konnte der Weiterbau der Anlage dann ab 2001 endlich fortgesetzt und 2004 abgeschlossen werden.
Wer noch eine kleine Anekdote über die Ursprünge der ROKAL-TT-Bahn in unserer Familie lesen möchte, dem sei dieser kleine Exkurs empfohlen :
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Diese Geschichte wurde zusammen mit Erinnerungen anderer ROKAL-Bahner im "ROKAL Katalog 23/D" des Lobberland e.V. veröffentlicht.